Reinhard Bell verlässt nach 3 Jahren Mondsee

Reinhard Bell verlässt nach 3 Jahren Mondsee

Er gilt als charismatisch, weltoffen, fleißig, als guter Prediger und ist ohne Scheu in der Begegnung mit Menschen. Und trotzdem verlässt Pfarrer Reinhard Bell nach knapp drei Jahren mit Ende Oktober Mondsee. „Ich bin tief betroffen“, sagt etwa Mondsees Bürgermeister Wendtner. Bell habe sich im Mondseeland bestens etabliert und sei sehr beliebt gewesen, so der Bürgermeister.

Pfarrer Bell im Interview: „Es hat mich niemand vertrieben, aber es hat sich in den vergangenen Jahren sehr viel verändert. Die Arbeit wurde immer mehr, die hauptamtlichen Mitarbeiter immer weniger.“ Was der Pfarrer sagt, lässt sich auch anhand der Umstände belegen. Mehr als ein Dutzend Begräbnisse in manchen Wochen, weniger Mitarbeiter, zahlreiche Gottesdienste, die Bell alleine (auch in den Filialkirchen am Hilfberg, in Loibichl und St. Lorenz) gestalten musste, Dazu kommt das sehr aktive Vereinswesen im Mondseeland und die vielen Veranstaltungen, die alle den Seelsorger gefordert haben. Es nimmt nicht Wunder, wenn diese Belastung an der psychischen und physischen Konstitution eines Menschen nagt.

Der gebürtige Marchtrenker (Jahrgang 1963) begann seine berufliche Karriere als Elektrokaufmann und wurde 1992 zum Priester geweiht. Nach Kaplanjahren in Linz-Kleinmünchen und vier Jahren als Pfarrer von Ebelsberg wirkte er zuletzt als Pfarrer von St. Martin im Mühlkreis und Lacken. Jetzt zieht es ihn wieder ins Mühlviertel, und zwar nach Walding und St. Gotthard. Dort wird er auch in den Pfarrhof einziehen.

Mondsee als „heißes Pflaster“ für Seelsorge
Denkt man Jahre und Jahrzehnte zurück, dann erkennt man, dass das Mondseeland keinesfalls eine einfache Fläche für Seelsorge ist. Zu ausgeprägt sind die persönlichen Eitelkeiten und Meinungen über das, was man von einem Seelsorger erwarten dürfe. Bell hat sicherlich sein Bestes für die Pfarre Mondsee gegeben. Er hat in Nachfolge von Ernst Wageneder nichts verändert, sondern versucht, den gewohnten Weg für die Gläubigen weiterzugehen. Die Frage der Unterstützung für einen Priester mit einer 12.000 Gläubigen-Pfarre muss trotzdem gestellt werden. Die Diözese dürfte hier nur halbherzig gehandelt und nicht erkannt haben, dass eine so große Pfarre mit einem Priester schlicht und einfach nicht zu führen ist. Dass Reinhard Bell in seiner Arbeit auch immer wieder Querschüsse so genannter Mitchristen ertragen musste, wird in Mondsee von verschiedenen Seiten gemunkelt.

In diesem Zusammenhang ist auch eine Bemerkung von Bürgermeister Wendtner zu verstehen, wo er meinte: „Ich würde jenen Personen, die immer nur kritisieren und dabei auch persönlich werden, empfehlen, einmal darüber nachzudenken, in welcher Situation sich die katholische Kirche derzeit befindet. Ein neuer Seelsorger für Mondsee, das ist jetzt eine offene Frage. Aber ich sage auch ganz klar: Ohne Priester geht es in einer großen Pfarre wie Mondsee nicht.“

Norbert Blaichinger

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Veröffentlicht am 19.07.2024